1781 b Stammbuch des August Leberecht Gottlieb Klumpp (1762-1821) – Studenten der Chirurgie in Straßburg, später Chirurg in Klosterreichenbach

Album amicorum (aus der Zeit der Empfindsamkeit) des Chirurgen August Leberecht Gottlieb Klumpp. Widmungshandschriften aus Straßburg, Klosterreichenbach, Baiersbronn, Schönmünznach und Stuttgart, Querformat (12 x 19 cm). 31 Blätter mit einer Zeichnung und 33 Inskriptionen sowie einer aufgeklebten Rötelzeichnung. Die überwiegende Anzahl der Eintragungen stammen von Kommilitonen des Stammbucheigners. Ledereinband der Zeit, mit Brokatpapiervorsätzen, geringe Gebrauchsspuren.

Wegen der hohen Bytezahl wird in der Auflistung der Inskribenten auf die Beifügung aufschlußreicher Zusatzinformationen verzichtet. Dazu gehören die Personaldaten der Inskribenten, die Transkriptionen der notierten Sinn- bzw. Denksprüche, die Dedikationen, Memorabilia etc. sowie Übersetzungen der Inskriptionen und Digitalisate.

Der Chirurg August Leberecht Gottlieb Klumpp (1762-1821) ließ sich nach seiner Studienzeit wieder in seinem Heimatort Klosterreichenbach im Schwarzwälder Murgtal nieder, wo er das Haus seines Vaters, des Chirurgus bzw. Wundarztes Andreas Gottlieb Klumpp (1737-1785) übernommen hatte.

Personaldaten zum Stammbucheigner:

August Leberecht Gottlieb Klumpp, Wundarzt/Chirurg; geb. in Kloster Reichenbach am 19. Juni 1762, gest. in Klosterreichenbach am 2. Dezember 1821

am 14. Juni 1785 heiratete er in Klosterreichenbach Jacobina Sophia Tabitha Sattler, geb. in Feldrennach, Neuenbürg am 30 Mai 1762; Datum und Ort des Ablebens noch unbekannt.

Das Ehepaar hatte neun Kinder:

  1. Wilhelmine Klumpp. geb. 15 Okt 1783, Klosterreichenbach; gest. 8 Jun 1808, Klosterreichenbach,
  2. Wilhelmina Charlotte Klumpp; geb. 18 Apr 1786, Klosterreichenbach; gest. 23 Dez 1786, Klosterreichenbach,
  3. Friedrich Wilhelm Klumpp; geb. 27 Jun 1787, Klosterreichenbach; gest. 31 Mai 1788, Klosterreichenbach,
  4. Karolina Augusta Klumpp; geb. 31 Okt 1788, Klosterreichenbach; gest. unbekannt,
  5. Friedrich Wilhelm Klumpp; geb. in Klosterreichenbach am 29 Apr 1790; gest. in Stuttgart [Sterbedatum unbekann],
  6. Heinrica Louisa Klumpp; geb. 14 Nov 1791, Klosterreichenbach; gest. unbekannt,
  7. Carl August Klumpp; geb. 30 Dez 1795, Klosterreichenbach; gest. 22 Jun 1822, Klosterreichenbach,
  8. Jacobina Klumpp; geb. 30 Apr 1797, Klosterreichenbach; gest. 1 Aug 1797, Klosterreichenbach,
  9. Ernst Lebrecht Klumpp; geb. 5 Jun 1798, Klosterreichenbach; gest. unbekannt

Vgl. August Lebrecht Gottlieb Klumpp geb. 19 JUN 1762 …

finkbeiners.de/getperson.php?personID=I32218&tree=Finkbeiner

Eigner der Stammbuchkassette 1816 f in meiner Sammlung ist ein „Ernst Klumpp; gest. 1834, vgl. Seine Inskription auf einem, dem Stb. 1816 f beigefügten Albumblatt – vermutlich gehörte dieses wie einige andere Blättchen aus dieser Zeit einem Gustav …; Ernst Lebrecht Klumpp bezeichnet sich hier als Oheims des Gustav. Auf diesem Blättchen wurde zum „Oheim“ das folgende Sterbedatum hinzugefügt: „+ d. 10 Febr. 1834.“

Ein Sohn des Stammbucheigners ist – vgl. oben, Kind Nr. 5:

„Klumpp: Friedrich Wilhelm K., ein namhafter Schulmann und Pädagoge, wurde den 30. April 1790 geboren, als der Sohn eines Wundarztes zu Klosterreichenbach im Murgthale. Er besuchte bis zum 12. Jahre die Dorfschule seiner Heimath und erhielt erst in diesem Alter den Unterricht in den alten Sprachen im Gymnasium zu Stuttgart, in welches er auf den Rath und durch die Vermittelung des Ortsgeistlichen, der auf seine Begabung aufmerksam machte, gebracht wurde. Nachdem er das sogenannte Landexamen mit Erfolg bestanden hatte, durchlief er die Klosterschulen Denkendorf und Maulbronn und bezog im Herbst 1808 die Universität Tübingen als Zögling des evangelischen Seminars, in welchem er den fünfjährigen Studiencursus machte. Von entschiedenem Einfluß auf die Richtung seiner Studien auf der Universität war es, daß er dort Mitglied eines Vereins von Studirenden wurde, welche unter dem Druck der Napoleonischen Herrschaft, die damals unter dem tyrannischen König Friedrich besonders schwer auf Württemberg lastete, den Plan gefaßt hatten, nach der Südsee auszuwandern, um auf der Insel Tahiti eine ideale schwäbische Colonie zu gründen. Jedes Mitglied war verpflichtet, sich auf einen bestimmten Beruf in dem neuen Colonialstaat vorzubereiten. K. wählte den Beruf eines Lehrers und Erziehers und lernte nebenbei das Tischlerhandwerk. So war er denn darauf angewiesen, auch in anderen Fächern, als in denjenigen, welche zum württembergischen Kirchen- und Schuldienst erforderlich waren, sich auszubilden. Geographie, Naturkunde, Zeichnen, Mathematik wurden eifrig betrieben, die Schriften von Pestalozzi, Salzmann und Gutsmuths wurden gelesen, und das Institut von Schnepfenthal war das Vorbild der pädagogischen Zukunftspläne. Als aber die Studienzeit Klumpp’s abgelaufen war, war auch der Bann der Fremdherrschaft gebrochen und die Auswanderungspläne wurden aufgegeben. Schon Frühjahr 1814 wurde K. das Lehramt an der Lateinschule zu Vaihingen an der Enz übertragen und in demselben Jahre gründete er einen eigenen Hausstand mit der Tochter eines benachbarten Amthauses. Zwei Jahre später siedelte er in gleicher Eigenschaft in das Städtchen Leonberg über. Bald war das Haus mit Zöglingen und Schülern angefüllt. Die Vorbereitungen auf die Colonisation in Tahiti kamen auch dem heimischen Lehramt zu gute. In viel weiterem Umfange, als es sonst in Württemberg üblich war, wurden die Realien von K. in seiner Schule betrieben. Auch das Turnen wurde mit Vorliebe gepflegt. Der eifrige strebsame Lehrer wurde 1821 an das Gymnasium in Stuttgart befördert, wo er zuerst an den mittleren, später an den oberen Classen philologische und mathematische Fächer zu lehren hatte. Das ihm so wichtige Turnen, welches damals als offizielles Fach bereits aufgegeben war, hielt er mit einer wechselnden Zahl freiwilliger Schüler aufrecht. Er betrachtete dasselbe nicht blos als eine für die Pflege der Gesundheit und Körperkraft werthvolle Uebung, sondern auch als wichtige patriotische Pflicht für die Erhaltung der Wehrfähigkeit. Seine von dem herrschenden System abweichende Ansicht von der Aufgabe der Gelehrtenschulen hat er in einer größeren Schrift über: „Die Gelehrtenschulen nach den Grundsätzen des Humanismus und den Anforderungen der Zeit“, 1829, dargelegt. Er wollte neben den alten Sprachen auch den sogenannten Realien, besonders den Naturwissenschaften und den neueren Sprachen Gleichberechtigung eingeräumt wissen und schrieb ihnen ebensoviel Bildungswerth zu, wie den alten Sprachen. Er läugnete, daß Humanismus und Realismus Gegensätze seien, und faßte den ersteren als den höheren Begriff auf, zu welchem sich die alten Sprachen und die Realien als gleichberechtigte, sich ergänzende Glieder Verhalten sollten. Seine Ausführungen fanden vielfachen Anklang, aber auch vielen Widerspruch unter den Fachgenossen. Um einen Beitrag zur Lösung der Streitfrage zu geben, wurde beschlossen, eine Erziehungs- und Unterrichtsanstalt zu gründen, in welcher die angeregte Reform praktisch erprobt werden könnte. Die Regierung stellte ein damals bestehendes Apanageschloß des königlichen Hauses zu Stetten im Remsthal zur Verfügung und die Anstalt konnte 1831 eröffnet werden. In dem zur Leitung niedergesetzten Comité hatte auch K. Sitz und Stimme. Die Anstalt kam bald in Blüthe und bestand über 20 Jahre unter manchen Modifikationen des ursprünglichen Programmes, wurde aber mit der Zeit entbehrlich, da auch die öffentlichen Lehranstalten des Staates allmählich mehr realistischen Stoff in ihren Lehrplan aufgenommen und eine Ausgleichung des ursprünglichen Gegensatzes stattgefunden hatte. — K. wurde 1848 provisorisch und 1850 definitiv als Rath und Referent für die realistischen Lehranstalten in den Studienrath berufen und hatte in dieser Stellung eine fruchtbare, einflußreiche Wirksamkeit, zumal da seine Thätigkeit in eine Zeit zahlreicher Neubildungen auf diesem Gebiete fiel. Nachdem er 1864 das 50. Dienstjahr vollendet hatte, wurde er|unter Verleihung des Comthurkreuzes des Friedrichsordens in den Ruhestand versetzt, den er noch vier Jahre lang in körperlicher und geistiger Regsamkeit genoß. Nach kurzem Krankenlager starb er am 12. Juli 1868 im 79. Lebensjahre.

Literatur:

Nekrolog von G. Rümelin in der Augsburger Allgemeinen Zeitung 1868, Nr. 268.“

Vgl, Klüpfel, Karl, „Klumpp, Friedrich Wilhelm“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 253-255 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116242736.html?anchor=adb

Decorum:

  • 1 naive Zeichnung: zeittypische „Studentenbude“.
  • 1 Rötelzeichnung: Ruderer
  • 1 sehr schöne Handschrift (vgl. die Inskription des Joh. Henricus Lotz, Stud. Chirurg. de Basle; Straßburg, 18. Maij 1883)

Sprachen:

  • Deutsch
  • Latein

Widmungsorte

  • Straßburg
  • Klosterreichenbach
  • Baiersbronn
  • Schönmünz nahe Glashütte
  • Stuttgart

Herkunftsorte

  • Wallsteinensis Palatinus
  • Schorndorf
  • Mainbernheim Franken
  • Hessen Kassel
  • Wetzlar
  • Breslau

Eröffnungsseite

„ALBVM   HOC

Pertinet ad

Augustum Eusebium Theophilum Klump.

Chir. Studios.

in Claustro Reichenbacensi. dd. 1ten Aprilis.

Ano.   MDCCLXXXI.“

Inskribentenliste

  1. Nestlin, J. J., Freund, Argent[oratum] in der Pilgrimschaft; Straßburg, 1882 Juni 27
  2. Schwäbel[ius], N., Freund, Stud. chirurgiae.; Straßburg, 1782 März 13
  3. Zimmermann, J. L[udwig] Jac[ob], Stud. Chirurg. von Wetzlar; Straßburg, 1883 Juni 13
  4. Bepler, J. G., Freund und Diener, von Wetzlar; Straßburg, 1783 Juni 15
  5. Schmidt, …[?], Freund, Chi[rurg]; Straßburg, 1782 Mai 1
  6. Daniel, J. F., Freund, th. stud. Cl. R.; Kloster Reichenbach, 1781 April 9
  7. Maier, M. P. G., Freund, S[acri] Min[isterii] Cand[idatus]; Kloster Reichenbach,. 1781 März 18
  8. Bozenhard, …[?], Freund und Diener; Kloster Reichenbach, 1781 April 10
  9. Dietz, F[? oder „E“]. K.[?], Freund; Kloster Reichenbach, 1781 April 28
  10. Hoffseß, Christian Friedr[ich], M[agister], Freund; Kl[oster] Reichenbach, 1781 März 27
  11. B., J. G., Freund; Schönmuenz nahe Glashütte, 1781 Mai 2
  12. Steiner, J. C., Freund und Diener; Glashütt[e] Schönmünznach, 1781 Mai 3
  13. Martinstein, Johann Adam, Freund, Stud. Chirurgiae, Wallsteinensis Palatinus; Straßburg, 1782 Dez. 25
  14. G., C.; Stuttgart, 1781 Mai 14
  15. Jaeckel, F. G., Freund, Ch[irurg] Coll[ege] aus Breslau; Straßburg, 1783 März 31
  16. H., G.[?], Freundin; Kl[oster] Reichenbach, 1781 Mai 14
  17. Nuber, …[?], Freund, Chir. Stud., aus Schorndorf im Württembergischen; Straßburg, 1783 Juni 12
  18. H., W., Freundin; Kl[oster] Reichenbach, 1781 Juni 15
  19. H., A., Freundin; Kl[oster] Reichenbach, 1781 Juni 15
  20. Beck, …[?], Freund; Kl[oster] Reichenbach, 1785 Febr. 12
  21. Scheuerlin, Johann Wolffgang, Freund, Chirurg. Studios., aus Maynbernheim in Franken; Straßburg, 1783 Febr. 25
  22. Jostenius, Friedrich, Freund, aus Hessen Cassel; Straßburg, 1784 Jan. 3
  23. Fenner, H. F., Freund, aus Hessen Kassel; Straßburg, 1784 Jan. 3
  24. Engel, Christoph Fridrich, Freund, Stud. Chirurgiae; Straßburg, 1783 März 4
  25. Bebel, …[?], Freund; ohne Ort, 1784 Juli 12
  26. Sturm[?], L. W., Freund, Cult[or] Chir[urgiae] von Tubingensis; ohne Ort, 1784 Juli 11
  27. Gloxin, Friedrich Wilhelm, Freund; Straßburg, 1782 Juni 25
  28. M[?], Pr.[?] C.; Straßb[urg], 1783 März 18
  29. Vischer, …[?], Dein Bruder; Bayersb[ronn], 1785 Febr. 11
  30. V.[?], M. L., Freundin; Kl[oster] Reichenbach, 1785 Juli 14
  31. Rasche, Ch., M. St. Polonus[?]; Straßburg, 1783 April 4
  32. L., Ch. Pf.; B[ayers]B[ronn], 1785 März 26
  33. Lotz, Joh. Heinricus, Freund, Stud. Chirurg de Basle; Straßburg, 1783 Mai 18